Warschaufahrt
> Autor: Talea und Lynn
> Datum: 28.11.2024
In der letzten Septemberwoche begaben sich 10. Und 11. Klässler unserer Schule auf eine abenteuerliche Reise. Um 8.30 Uhr begann die hindernisreiche Fahrt und 11 Stunden später, kamen wir an unserem Ziel an: Warschau - oder zumindest ein Ort nahe der polnischen Hauptstadt. Auf dem Weg empfingen wir 15 Schüler*innen der polnischen Partnerschule. In unserer Unterkunft erwarteten uns bereits die mit Zug angereisten ukrainischen Schüler*innen. So nahm der erste, trotz der langen Fahrt, sehr ereignisreiche Tag nach einem Abendessen und einem Kennlernspiel sein Ende.
Der zweite Tag begann für uns etwas früher als gewollt. Um 6.45 Uhr gab es Frühstück in der polnischen Unterkunft. Die anschließende einstündige Fahrt nach Warschau führte uns in eine ehemalige jüdische Bibliothek, die inzwischen als Museum und Ausstellungsort genutzt wird. Für die folgenden Workshops wurden wir deutschen Schüler*innen von den anderen Projektteilnehmern getrennt. Der erste Workshop, an dem wir teilnahmen, befasste sich mit dem jüdischen Glauben, jüdischen Festen sowie der Gestaltung und dem Aufbau einer Synagoge. In der vierten Etage des Gebäudes besuchten wir im Anschluss eine interaktive Führung durch eine Ausstellung, in der hauptsächlich Bilder jüdischer Künstler ausgestellt waren, die die elenden Lebensbedingungen der Juden im Nationalsozialismus widerspiegelten. Als wir die Ausstellung verließen, wurden wir durch das Warschauer Ghetto geführt. Abendessen gab es im „Museum der Geschichte der polnischen Juden“. Die Abende konnten wir frei in der Altstadt verbringen.
Am Mittwoch starteten wir in den Tag mit einer weiteren Tour. Am Ende dieses dreistündigen Rundgangs, besichtigten wir eine allgemeine Ausstellung. Wir alle waren schockiert, da in dieser größtenteils originale Briefe, Testamente und Tagebucheinträge von Juden zu lesen waren. Besonders ergreifend waren Briefe von Elternteilen, die ihren Kindern schrieben, dass sie sich Sorgen machen, weil sie lange nichts von ihnen gehört hatten und keine Antworten auf vorherige Briefe erhielten. Ebenso schockierend wirkten verzweifelte Tagebucheinträge von Juden denen unklar ist, wohin der Zug, in dem sie sitzen, sie führen wird, wie ihr Leben weiterhin verläuft sowie Testamente, in denen die beinahe greifbare Angst der Schreibenden vor dem vermutet naheliegenden, qualvollen Tod noch immer zu spüren ist. Nach der Auseinandersetzung mit den belastenden Erfahrungen jüdischer Opfer des Holocaust, fuhren wir mit der U-Bahn in das Warschauer Zentrum. Dort verbrachten wir den Nachmittag und den Abend wie üblich.
Der Donnerstag war der umfangreichste Tag. Ein weiterer Spaziergang durch einen anderen Bereich in Warschau bildete den Einstieg. Der Aufstand im Warschauer Ghetto, der sich über 28 Tage zog, war das Thema des darauffolgenden Kurses. Als Abschluss nahmen wir an einer sehr informativen, detaillierten Führung durch das gesamte Museum teil.
Am Freitagmorgen setzten wir die ukrainischen Schüler am Warschauer Bahnhof nach zwei weiteren Workshops ab und es folgte ein emotionaler Abschied. Um 20.30 Uhr kamen wir an der polnischen Partnerschule an und begaben uns auf den Heimweg. Gegen 22 Uhr war die Ankunft in Beeskow und unser kleines Abenteuer nahm ein Ende.