Rouanet
Rouanet wurde am 31.März 1747 auf dem Gut Septfaux in der Diözese von St.Pons de Thomiere im Languedoc als jüngstes von 11 Kindern geboren. Nach dem Wunsch seiner Eltern sollte er Priester werden und wurde schon mit 14 Jahren an die Universität nach Toulouse geschickt, wo er ein von Jesuiten geleitetes Seminar besuchte.
Rouanet wollte jedoch nicht Priester werden und
ließ sich (noch nicht ganz 16 Jahre alt)
heimlich als Soldat anwerben. Auf eigenen Wunsch
wurde er aber schon kurze Zeit später
entlassen. Der junge Jean Pierre fühlte sich
weder als Soldat noch als Priester geeignet. Die
Erziehungsmaßnahmen seiner Eltern brachten ihn
mehrfach ins Gefängnis und trieben ihn erneut
den Soldaten zu. Schließlich desertierte er in
die Schweiz, wo er von preußischen Werbern mit
Gewalt nach Breslau gebracht wurde. Hier vollzog
sich "die Umwandlung des leichtsinnigen Franzosen
in einen nützlichen Bürger seines neuen
Vaterlandes". 1769 wurde Rouanet in Potsdam in die
Garde aufgenommen. Doch er musste nicht lange seine
Zeit mit Exerzieren verbringen. Durch seine
Sprachkenntnisse und sein pädagogisches Talent
wurde er Lehrer an der königlichen Pagenschule
und hatte durch Privatunterricht ein gutes Auskommen.
In seinem Vorgesetzten, dem Kapitän der Garde
von Rhodich, der später sogar Kriegsminister
wurde, fand Rouanet einen Gönner und
Förderer. 1781 setzte sich Generalleutnant von
Rhodich dafür ein, dass der inzwischen
35-jährige Soldat Rouanet eine Stelle als
Senator und Kanzlist in Beeskow erhielt. Aber die
Beeskower wehrten sich gegen den, ihnen
aufgezwungenen, Senator. Er war Franzose und dazu
noch Katholik. Auch der erste Bürgermeister
fand kein Verständnis für Rouanets geringe
Kenntnisse in Verwaltungssachen und in der deutschen
Sprache. Doch Rouanet blieb bis vor seinem 81.
Geburtstag im Amt. In den Jahren von 1806-1813, in
der Zeit der napoleonischen Kriege und des
Befreiungskrieges, wurden seine Fähigkeiten und
Leistungen für die Verwaltung der Stadt und des
ganzes Kreises von unschätzbarem Wert. Er war
der einzige, der alle Befehle der französischen
Offiziere lesen, übersetzen und beantworten
konnte. Sein Bildungsstand und seine Kenntnisse der
Gesetze machten es ihm möglich, dass er sich
bei Bedrängungen durch die durchziehenden oder
einquartierten Truppen furchtlos an die vorgesetzten
Offiziere oder gar an die Generalität wenden
konnte. Oftmals gelang es Rouanet, die
maßlosen Forderungen der Besatzung
zurückzuweisen oder die Lasten zu mildern.
Durch sein überlegtes mutiges Handeln wurde im
Frühling 1813 ein Gefecht zwischen einer
französischen Truppe, die sich von Frankfurt/O.
zurückzog und ohne zugehörige Artillerie
über 3000 Mann zählte, und 1500 in Beeskow
versammelten unausgebildeten, preußischen
Rekruten verhindert. Jean Pierre Barthelemy Rouanet,
der in Beeskow längst Johann Peter hieß
und ein Preuße geworden war, feierte 1816 sein
50-jähriges Dienstjubiläum und wurde 1828
mit vollem Jahresgehalt von 500 Reichstalern, 24
Scheffeln Roggen, 11 Scheffeln Hafer und 39 Klaftern
dreifüßigen Erlenholzes pensioniert. Am
8.Oktober 1837, so heißt es im Kirchenbuch
der evangelischen Pfarrgemeinde Beeskow, starb
"Johann Peter Bartholom. Rouanet, Kämmerer, 90
J., 7 M. 2 T." Als
Todesursache steht nur das Wort: Alter…