Rouanet-Gymnasium Beeskow

Studienfahrt 12 - Nürnberg und Bamberg

> Autor: Herr Orth

> Datum: 12.03.2015

#Klassenfahrten

E.T.A.- Hoffmann und Julia Marc

Im Herbst 2014 absolvierte ich im Rahmen unserer Studienfahrt eine Vorortrecherche, hauptsächlich in Bamberg, zu meinem selbst gewählten Thema E.T.A.- Hoffmann und Julia Marc. Meine Informationsbeschaffung reduzierte sich auf Grund des beschränkten Zeitumfangs unserer Exkursion in Bamberg auf die Ausstellung des E.T.A.-Hoffmannhauses, die Stadtführung mit Frau Conrad sowie die abschließende Gesprächsrunde mit Herrn Prof. Dr. Schemmel, Vorsitzender des offiziellen E.T.A-Hoffmanninstituts.
Im Wesendlichen beschäftigt sich diese Arbeit mit Hoffmanns Leben in seiner Bamberger Zeit. Differenziert man dies, erzählt der folgende Text, wer Julia Marc ist, in welchem Verhältnis sie zu Hoffmann stand sowie welche Auswirkungen sie auf Hoffmann hatte.

1808 reiste Hoffmann auf Grund seiner erfolglosen Stellungssuche in Berlin nach Bamberg, da ihm hier eine Stelle als Musikdirektor des Bamberger Theaters angeboten wurde. Am 01.09 1808 bezog Hoffmann mit seiner polnischen Frau Michaelina, welche er bereits 1804 heiratete, eine Wohnung im Zinkenwörth 56. Jedoch verscherzte sich Hoffmann schnell diese gut bezahlte Stelle, denn seine neue und im streng katholischem Bamberg unkonventionelle Art der Musik sowie sein eigenständiger Charakter, kamen hier nicht gut an. Nach einem Operneklat warf man ihm vor, ,,falsch" zu dirigieren (d.h. am Flügel sitzend anstatt stehend mit der Geige in der Hand). In der Folge darf er sein Amt nicht mehr ausüben, nur der Titel und ein reduziertes Gehalt blieben ihm.
Hoffmann musste sich aus finanziellen Nöten mehrfach beim Weinhändler, Leihbüchereibesitzer und Verleger Carl Friedrich Kunz Geld leihen und in ein kleineres Haus umziehen. In seinem Tagebuch vom 26.11.1812 schreibt Hoffmann ,,In der Not den alten Rock verkauft, nur um fressen zu können". Nicht nur deswegen, sondern auch auf Grund seiner leidvollen Passion zu Julia Mark, gab er sich regelmäßig dem Alkohol hin. Vielleicht jedoch nicht zu seinem Schlechtem, denn oft ging das, was er im Delirium geschaut, in seiner Fantasie erlebt, eins zu eins in seine Dichtung über, wie zum Beispiel in ,,Callot`s Manier". In dieser Zeit beginnt für Hoffmann eine sehr produktive Phase als Universalpoet, denn er ist sowohl als Komponist tätig, z.B. mit der Oper „Aurora“, sowie als Karikaturist und Schriftsteller wie z. B. mit „Don Juan“ und „Kreisleriana“.

Hoffmann hielt sich mit Nebentätigkeiten am Theater sowie Musik- und Gesangsunterricht über Wasser, dabei lernte er das zauberhafte Mädchen Julia Marc kennen.
Julia Marc war 1812 erst 13 Jahre alt. Sie kam aus einer wohlhabenden jüdischen Familie, ihr Vater war Konsul in Bamberg. Sie war die Nichte von Herrn Markus, der wiederum war ein hoch gestellter Leibarzt des vorletzten Fürsten von Bamberg. Dieser gründete das erste Krankenhaus in Bamberg und arbeitete und forschte an neuen, alternativen Heilmethoden.
Da Hoffmann eng befreundet war mit Herrn Markus, erhielt er Einblicke in die Psychiatrie und den Magnetismus und entwickelte ein ausgeprägtes Interesse an der romantischen Medizin, was er ebenfalls in seinen Werken verewigte, wie z.B. ,,Klein Zaches".
Julia und Hoffmann sahen sich zwei Jahre lang fast täglich, jedoch nur zu Gesangs- und Klavierstunden. Hoffmann war in seine wohl hinreizendste und mit der schönsten Stimme ausgestattete Schülerin so vernarrt, dass er ihre Person in einigen seiner Werke gedanklich leben lies, wie z.B. Donna Anna in Don Juan, Julia in Abenteuer einer Sylversternacht, Antonie in Rat Krespel und Julia in Kater Murr. Jedoch war die unglückliche Passion, von der Julia sogar wusste, sehr einseitig und rein Fantasie belastet. So herrscht in dieser Zeit in Hoffmann ein Mangel an freudigem Überschwang und die düstere Stimmung bleibt Grundton für fast zwei Jahre. Häufig verwendete Hoffmann in seinem Tagebuch, als Verschlüsselung, die Abkürzung ,,Ktchen" in Anspielung auf das Drama ,,Das Käthchen von Heilbronn" von Heinrich von Kleist, dessen Hauptfigur ebenfalls ein engelhaftes Kind ist. Hoffmann war mit Heinrich von Kleist gut befreundet, als dieser mit seiner Frau Selbstmord beging, verstand er deren Gründe und Entscheidung, ebenso waren ihm ähnliche Gedanken nicht fremd.
Eine Beziehung zwischen beiden gab es nicht, da Julia bereits 1812 mit dem Hamburger Kaufmann Graepel verlobt und vermählt wurde. Darauf verfiel Hoffmann in eine Depression, welche er in seinem Werk ,,Nachricht von den neusten Schicksalen des Hundes Berganza" niederschrieb. Die darin Julia verkörpernde Figur ,,Cäzilia" wird in ihrer Hochzeitsnacht auf grobe Weise von ihrem Ehemann behandelt, da muss der sprechende Hund Berganza zum Beschützer der wahren Unschuld werden und entfernt den Betrunkenen blutig: ,,Da sprang ich wütend hervor aufs Bette, packte mit einem kräftigen Biss den dürren Schenkel des Elenden, und riß ihn über den Boden des Zimmers zur Türe […] . Indem ich ihn zerfleischte, dass er blutbedeckt da lag, raste er vor Schmerz, und die fürchterlichen hohen Töne, die er ausstieß, weckten das ganze Haus.".
Ist dies eine Rachephantasie oder vielleicht ist diese Erzählung auch angelehnt an folgende wahre Begebenheit: Da Hoffmann nicht tatenlos ertragen konnte, dass seine Julia einen langweiligen Kaufmann heiraten würde, erschien er ohne Einladung auf einem geschlossenem Fest in einer Fasanerie, auf welchem Julia mit Familie und zukünftigem Gatten feierte. Letzteren forderte Hoffmann zu einem Wetttrinkduell auf und besiegte ihn. Ergebnis war jedoch, dass beide sich zu tiefst blamierten, mit dem tragischem Unterschied, dass Julia dennoch in eine unglückliche Ehe mit Herrn Graepel ging und Hoffmann darauf seinen Unterricht bei Julia verlor und damit auch seine beste Geldeinnahmequelle.

Hoffmann hält danach nichts mehr in Bamberg, er schließt sich einer Theatergruppe an, die nach Dresden zieht, wo er dann für ein Jahr Theater- Kapellmeister wird. Darauf reist er nach Berlin, bekommt dort eine Stelle als staatsbeamteter Jurist angeboten, muss jedoch auf der Reise die Völkerschlacht bei Leipzig miterleben.

Also war Hoffmann, auf Grund seiner tiefen Verbundenheit zu Julia Marc, letztendlich gezwungen, aus Bamberg zu ,,fliehen", sich von ihr zu lösen und ein neues Kapitel seines Lebens zu beginnen. Jedoch schreibt Hoffmann noch Jahre später in einem Brief vom 1.5.1820 an seinen Bamberger Freund, den Arzt Dr. Speyer: ,,Sagen Sie ihr, dass das Engelsbild aller Herzensgüte, aller Himmelsanmuth wahrhaft weiblichen Sinns, kindlicher Tugend […] mich nicht verlassen kann beim letzten Hauch des Lebens…".

Nürnberg:

In der PDF-Datei, welche weiter unten im Artikel, findet ihr ein paar Eindrücke zu unserem Stadtrundgang in Nürnberg:

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Bilder zum Artikel: Studienfahrt 12 - Nürnberg und Bamberg

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